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    mich zu Fuß wieder nach Hause.«
    Seine Worte verscheuchten die leichte Wolke des
    Mißtrauens, die Birotteaus Stirn verfinstert hatte. Roguin
    hatte sie wohl, bemerkt und hütete sich gar sehr, zuerst
    von dem Kauf der Grundstücke zu sprechen... Er wollte
    seinem Opfer den Todesstoß geben.
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    »Erst ein Testament, dann einen Ehevertrag!'« meinte
    Birotteau, »so ist das Leben! Ach, ehe ich's vergesse:
    Vater Roguin, wann wird denn die Madeleine-Geschichte
    perfekt?«
    »Na, wenn nicht heute«, antwortete der Notar mit diplo-
    matischer Miene, »dann nie! Wir fürchten, die Sache
    kommt unter die Leute. Zwei meiner reichsten Klienten,
    die an der Spekulation teilnehmen wollen, haben mich
    schon stark angegangen. Jetzt heißt es: entweder  oder!
    Sofort nach Tisch will ich die Verträge aufsetzen. Bis ein
    Uhr muß ich Ihre Unterschrift haben! Adieu!«
    »Gut! Abgemacht! Auf mein Wort!'« Birotteau bekräftig-
    te sein Versprechen mit einem Handschlag: »Nehmen Sie
    die hunderttausend Francs, die ich meiner Tochter als
    Mitgift bestimmt hatte!«
    Mit einem kurzen: »Recht so!« entfernte sich Roguin.
    Cäsar ging zu Popinot zurück. Während der paar Schritte
    bis zu ihm ward ihm der Kopf siedeheiß, Er fieberte. Es
    sauste ihm in den Ohren.
    »Was fehlt Ihnen, Herr Birotteau?« fragte Anselm, als er
    das aufgeregte Gesicht seines Brotherrn sah.
    »Ja, mein Junge, ich habe eben durch ein einziges Wort
    ein großes Geschäft abgeschlossen. Niemand ist in sol-
    chen Fällen ganz Herr seiner selbst. Übrigens ist dir die
    Sache nicht fremd, und ich bin gerade deshalb mit dir
    ausgegangen, um ungestört mit dir darüber reden zu kön-
    nen. Niemand hört uns hier. Deine Tante ist in Geldver-
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    legenheit ? Sag mal, wobei hat sie denn eigentlich ihr
    Geld eingebüßt?«
    »Wobei? Sehen Sie, meine Verwandten hatten ihr Ver-
    mögen beim Bankier von Nucingen. Da wurden sie ge-
    zwungen, für das Geld russische Minenaktien zu nehmen,
    die noch keine Dividende geben. In ihrem Alter ist es
    schwer, von bloßen Hoffnungen zu leben.«
    »Wovon leben sie denn da?«
    »Von meinem Gehalt, das sie zu meiner Freude anneh-
    men.«
    »Du bist ein guter Junge, Anselm!« Dem Parfümeur wa-
    ren Tränen in die Augen gestiegen. »Du verdienst meine
    Achtung und Liebe. Und weil du dir meine Geschäfte so
    angelegen sein läßt, sollst du eine hohe Belohnung be-
    kommen.«
    »Haben Sie vielleicht meine Liebe zu ...«
    »Na, in wen bist du denn verliebt?«
    »In Fräulein Cäsarine!«
    »Hallo, mein Junge! Bist du toll? Behalte dein Geheimnis
    für dich! Ich will's nicht gehört haben. Aber morgen ver-
    läßt du mein Haus! Verdenken kann ich dir's ja nicht. An
    deiner Stelle ging mir's  beim Teufel!  ebenso. Das
    Mädel ist bildhübsch!«
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    »Herr Birotteau!« Dem Kommis trat der Angstschweiß
    auf die Stirn.
    »Mein lieber Junge, so was macht sich nicht im Hand-
    umdrehen. Cäsarine hat ihren freien Willen, aber ihre
    Mutter hat so ihre Absichten mit ihr. Deshalb ermanne
    dich, trockne deine Tränen, halte dein Herz im Zaume!
    Und reden wir nicht mehr davon! Ich würde mich nicht
    schämen, dich zum Schwiegersohn zu bekommen. Als
    Neffe des Kreisrichters Popinot und der Ragons kannst
    du Ansprüche machen wie jeder andere. Doch es bleiben
    immerhin eine Menge Wenn und Aber. Lassen wir das
    also! Ich muß jetzt geschäftlich mit dir reden! Setz dich
    mit auf die Bank da! Weg mit der Verliebtheit! Jetzt sind
    wir Kaufleute! Hast du Mut? Mut, mit einem Stärkeren
    zu ringen ? Dich Mann gegen Mann zu schlagen?«
    »Ja«
    »Einen langen, gefahrvollen Kampf auszuhalten?«
    »Um was handelt sich's denn?«
    »Das Macassar-Öl totzumachen!« Birotteau warf sich
    wie ein Held in die Brust. »Täuschen wir uns nicht: der
    Feind ist stark, wohl verschanzt und respektabel! Der
    Macassar-Öl-Handel hat sich glatt abgewickelt. Die Er-
    findung war nicht übel. Die originelle viereckige Form
    der Flaschen hat viel für sich. Für mein Konkurrenzun-
    ternehmen dacht ich zunächst an dreieckige. Aber nach
    reiflichem Erwägen möchte ich doch lieber niedliche
    kleine, mit Stroh umflochtene Glasflaschen wählen; die
    sehen geheimnisvoll aus, und das zieht die Käufer an!«
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    »Ist aber kostspielig!« meinte Popinot; »man müßte alles
    so wohlfeil als möglich herstellen, um den Wiederver-
    käufern einen hohen Rabatt bewilligen zu können.«
    »Ganz recht, mein Junge! Du verstehst dich aufs Ge-
    schäft! Siehst du, das Macassar-Öl wird sich verteidigen!
    Es ist gut eingeführt und hat einen verführerischen Na-
    men, man gibt's für fremdländischen Import aus, und
    unser Artikel ist unglücklicherweise von hier! Sag also,
    Popinot, fühlst du die Kraft in dir, das Macassar-Öl zu
    übertrumpfen? Die Sache ist nicht so einfach! Das Ma-
    cassar-Öl ist allbekannt. Wir dürfen es nicht unterschät-
    zen! Das Publikum liebt und kauft es.«
    »Ich mach's doch zuschanden!« rief Popinot mit blitzen-
    den Augen.
    »Womit denn? Was ihr jungen Leute immer gleich für
    Hitzköpfe seid! Laß mich doch erst mal ausreden!«
    Popinot stellte sich militärisch stramm vor Birotteau hin
    wie ein Soldat vor einen Marschall von Frankreich.
    »Anselm, ich habe ein Öl erfunden zur Förderung des
    Haarwuchses, zur Wiederbelebung der Kopfhaut, zur
    Erhaltung der Haarfarbe bei beiderlei Geschlecht. Diese
    Essenz wird ebenso ihr Glück machen wie meine Sulta-
    ninnen-Creme und mein Venus-Wasser! Aber ich will
    mein Rezept nicht allein ausbeuten. Ich trage mich näm-
    lich mit der Absicht, mich vom Geschäft zurückzuziehen.
    Du sollst mein ,Comagen-Öl der Welt schenken. Der
    Name ist sehr einfach entstanden. Comagen kommt näm-
    lich von dem lateinischen Worte coma her, was, wie mir
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    der Hof-Leibarzt Alibert gesagt hat, Haar bedeutet. Weißt
    du, in der Tragödie ,Berenice läßt Racine einen König
    von Commagene auftreten, den Geliebten jener schönen,
    durch ihr Haar so berühmten Königin. Wahrscheinlich
    hat er aus galanter Schmeichelei seinem Königreich den
    Namen Commagene gegeben. Ja, die Männer des grauen
    Altertums, das waren Hauptkerle! Die kleinsten Kleinig-
    keiten waren ihnen wertvoll!«
    Popinot blieb ernsthaft, als er den Blödsinn hörte, der
    offenbar nur in Anbetracht von Anselms guter Schulbil-
    dung vorgetragen wurde.
    »Anselm«, fuhr Birotteau fort, »ich baue auf dich! Grün-
    de in der Rue des Lombards ein Parfümgeschäft. Ich
    werde dein stiller Teilhaber. Das nötige Anfangskapital
    schieße ich dir vor. Nach dem Comagen-Öl versuchen
    wir's mit Zahnputz- und Schnupfenrnitteln. Na, was
    meinst du nun, strebsamer junger Mann ? Sagt dir das
    zu?«
    Anselm konnte vor Beklommenheit nicht reden, aber
    seine Augen antworteten für ihn. Das Angebot schien
    ihm von väterlicher Nachsicht diktiert, die ihm sagte:
    Verdien dir Cäsarine, indem du reich und angesehen
    wirst!
    »Herr Birotteau, ich mache mein Glück!«
    »Genau so dachte ich einst auch!« rief Birotteau. »Wenn
    du auch meine Tochter nicht kriegst, mein Junge, so
    sollst du doch wenigstens zu Vermögen kommen.«
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    »Lassen Sie mich immerhin hoffen, daß ich beides errin-
    ge!«
    »Verwehren kann ich dir das nicht, junger Freund!« ver-
    setzte Birotteau, von dem herzlichen Ton in Anselms
    Worten gerührt.
    »Herr Birotteau, lassen Sie mich noch heute auf die Su-
    che nach einem geeigneten Laden gehen, damit ich das
    Geschäft möglichst bald anfangen kann!«
    »Meinetwegen! Morgen haben wir beide in der Fabrik zu
    tun. Ehe du in die Rue des Lombards gehst, sprichst du
    mal bei Livingston vor und fragst, ob meine neue hydrau- [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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